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Es war ein einigermaßen spektakulärer Transport, der Ende November vor den Gebäuden der Randegger Ottilien-Quelle ankam. Da hat ein Lastwagen der Singener Firma Broziat einen Wassertank der Firma Gross Behälterbau aus Steißlingen transportiert, der dann mit einem Kranwagen der Firma Gräber aus Singen auf die Rückseite des Firmengeländes gehievt wurde. Die Namen der beteiligten Firmen signalisieren: Hier wird Wert auf Regionalität gelegt. „Wir kaufen so nah wie möglich ein“, sagt Clemens Fleischmann, kaufmännischer Geschäftsleiter der Ottilien-Quelle.
Der Tank aus Edelstahl mit einer isolierenden Verkleidung aus Aluminium fasst 92 Kubikmeter – also satte 92.000 Liter Wasser. Darin wird allerdings kein Mineralwasser für den Verkauf in Flaschen aufbewahrt, sondern das Brauchwasser, das das Unternehmen benötigt. Dieses fällt zum Beispiel in der Spülmaschine für die Pfandflaschen an.
Das Brauchwasser stamme genau wie das abgefüllte Wasser aus einem Brunnen der Ottilien-Quelle. Es komme aus 45 Metern Tiefe, erzählt Clemens Fleischmann. Diesen Brunnen gebe es schon länger und auch aus ihm fließe Mineralwasser. Doch bislang sei er nicht genutzt worden, sagt Fleischmann. Durch die Nutzung bleibe diese Quelle einerseits intakt. Andererseits werde die andere Quelle, deren Mineralwasser in Flaschen abgefüllt und verkauft wird, dadurch geschont. Das Flaschenwasser komme aus einem Brunnen, der 118 Meter in die Tiefe reiche. Mehr Produktion gebe es durch den neuen Wassertank nicht, sagt Clemens Fleischmann.
Für seine Produkte zapft das Unternehmen Grundwasser an. Das abgefüllte Wasser stamme aus einem sehr alten Grundwasservorkommen, das sich nur langsam regeneriere, erklärt Seniorchef Dieter Fleischmann. Daher liegt ein Augenmerk der Mineralwasser-Unternehmer auch darauf, dass die Quelle nicht übermäßig genutzt wird. Die Produktion sei in den zurückliegenden Jahren spürbar erweitert worden, erklärt Clemens Fleischmann. Doch einen Hinweis, dass die Schüttung der Ottilien-Quelle abnimmt, habe man nicht, sagt er – und das, obwohl es in den vergangenen 200 Jahren nie so trocken gewesen sei wie zuletzt.
Die regionale Ausrichtung des Unternehmens beschränkt sich nicht auf den Einkauf. „Unser Wasser gibt es maximal 60 Kilometer rund um den Schornstein“, so Clemens Fleischmann. Denn der Ökovorteil schrumpfe mit längerer Transportstrecke. Und auf den Ökovorteil setzt das Unternehmen vor allem mit einer konsequenten Mehrweg-Politik. Plastikflaschen wird man in der Lagerhalle auf dem Firmengelände nicht finden. Dabei nehme in der Branche der Anteil an Kunststoffflaschen eher zu, obwohl es in der Gesellschaft eine Bewegung weg vom Plastik gebe. Doch: „Die natürliche Reinheit gibt es nur in Glas“, sagt Clemens Fleischmann.
Sogar kaputte Getränkekisten werden zu Granulat verarbeitet, erklärt Seniorchef Dieter Fleischmann. Für das Granulat bekomme man vom Hersteller dann wieder neue Kisten. Und seit 16 Jahren sei man unabhängig von Gas, erklärt Clemens Fleischmann. Die Heizung laufe hauptsächlich mit Hackschnitzeln. Wärme komme aber auch über eine Solarthermie-Anlage von Solarcomplex auf dem Firmengelände, erzählen die beiden Fleischmanns.
Außerdem sind große Teile des Firmendachs mit Solarzellen zur Stromerzeugung belegt. „Wir haben als erstes Unternehmen der Branche regenerativ produziert“, sagt Clemens Fleischmann.
Das Unternehmen arbeite im Sinne der Gemeinwohl-Ökonomie und ist vom Verein Gemeinwohl-Ökonomie Deutschland entsprechend testiert. Dafür werden die Unternehmen eingehend durchleuchtet, etwa nach dem ethischen Umgang des Unternehmens mit Ressourcen, der Gerechtigkeit in der Zulieferkette oder ökologischen Auswirkungen der Unternehmenstätigkeit, wie aus Informationen des Vereins hervorgeht.
Für das Randegger Unternehmen geht die Strategie der regionalen Wertschöpfung offenbar auf. Bislang sei 2019 das Rekordjahr gewesen, erklärt Clemens Fleischmann. 2022 habe man noch einmal etwa zwei Prozent darüber gelegen. Trotz der Nähe zur Grenze seien übrigens nur fünf Prozent der Kunden Schweizer – darunter praktisch keine Schweizer Gastronomie.
Doch auch Mineralwasserproduzenten drücken natürlich Sorgen. Da wäre zum einen die Lage am Markt für Pfandflaschen. Die bekomme man durchaus und beim Betriebsrundgang sieht man auch zahlreiche neue Flaschen für das Randegger Wasser auf dem Firmengelände stehen. Doch die normale Leihflasche koste derzeit 30 Cent, vor vier Jahren noch 17 Cent, erklärt Clemens Fleischmann.
Auch Kohlensäure sei deutlich teurer geworden. Die muss dem Randegger Wasser komplett zugesetzt werden, die Produktion von Prozesskohlensäure in der Industrie sei zurückgegangen. Denn diese hänge an der Düngemittelproduktion und die sinke, so Clemens Fleischmann. Und schließlich gibt es noch die Discounter, die mit ihren Flaschenwassern zwar in einem anderen Segment als das Randegger Familienunternehmen tätig sind, aber eben doch eine Konkurrenz seien.
Um das Unternehmen zu sichern, sind daher Investitionen nötig – zum Beispiel in Grundbesitz rund um die Brunnen, aber eben auch in neue Wassertanks.
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